Zion Nationalpark – Menschenmassen und abgebrochene Wanderung
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In der Nacht zum 27.11.2024 ist es extrem windig und es regnet teilweise in Strömen. Gegen 9 Uhr ist im Zion Nationalpark schon wieder sehr viel los und natürlich sind auch wieder alle Parkplätze am Canyon Overlook belegt und es parken schon wieder Autos neben der Straße, soweit das Auge reicht. Einige stehen im absoluten Halteverbot. Damit ist dieser Aussichtspunkt für uns gestrichen. Im Zion Nationalpark haben sich die Besucherzahlen seit 1994 verdoppelt und lagen 2024 mit fast 5 Millionen gleichauf mit dem Grand Canyon. Obwohl die meisten von März bis Oktober kommen, verzeichnet der Park im November 2024 über 311.000 Besucherinnen und Besucher.
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Immerhin finden wir am Visitor Center noch einen Parkplatz und können gegen 10 Uhr zum Watchman Trail aufbrechen, der ebenfalls einen schönen Überblick über den Zion Canyon bieten soll. Der Weg ist nicht ganz so verschlammt wie im Mai 2023 am Bryce Canyon. Aber natürlich hat der nächtliche Starkregen seine Spuren hinterlassen. Zunächst geht es gemächlich durch flaches Gelände, dann erklimmen wir steile Felsstufen.
Wir drehen auf halber Strecke um
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Der Ausblick ist ganz nett, bietet aber zunächst keine neuen Erkenntnisse. Irgendwann wird der Trail etwas unwegsamer. Bergauf habe ich mit schwierigem Gelände nach wie vor keine Probleme. Aber natürlich ist mir bewusst, dass wir diesen Weg auch wieder runtergehen müssen und nach den Erfahrungen der letzten Wanderungen am Grand Canyon und Bryce Canyon bekomme ich zunehmend Bedenken. Wirklich Spaß macht es ohnehin nicht und so drehen wir nach ca. 45 Minuten auf halber Strecke wieder um.
Diese Option hat ein Jugendlicher, der uns mit erhitztem Gesicht fragt etwas atemlos fragt, ob es oben „very beautiful“ war, wohl eher nicht. In seinem Alter muss man halt mit, wenn die Eltern wandern wollen. Wir können zum Glück selbst entscheiden, wie weit wir gehen und Umdrehen war sicher die richtige Entscheidung, denn beim Bergabgehen habe ich wieder einige Probleme. Zum Glück wird das Gelände bald wieder einfach und wir sind nach ca. 1:15 Stunden wieder im flachen Teil.
Hochbetrieb an der Shuttle-Haltestelle
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Am Visitor Center trifft uns fast der Schlag, als wir die Menschenmassen an der Shuttle-Haltestelle sehen. Es sind ohnehin bereits zwei Shuttles im Einsatz. Aber vermutlich beträgt die Wartezeit mindestens eine Stunde. Damit ist ein Abfahren der Aussichtspunkte keine Option mehr.
Wo ist unser Auto?
Auf dem Weg zum Auto wird uns bewusst, dass wir nicht mehr genau wissen, wo wir es abgestellt haben. Zum Glück kann ich mich an ein paar markante Punkte erinnern und so finden wir unseren fahrbaren Untersatz doch relativ schnell wieder. Ich weiß nicht, wie oft wir gefragt wurden, ob wir wegfahren. Eine Frau fragt, ob wir unser Auto suchen und sagt dann, dass sie am Tag zuvor dasselbe Problem hatte. Das wundert uns jetzt nicht. Bei diesem Trubel ist das absolut verständlich.
Nachdem wir unsere verschlammten Bergschuhe gegen saubere Schuhe getauscht haben, schauen wir nochmal ins Visitor Center. Völlig überflüssig zu sagen, dass auch hier die Hölle los ist und wir auf dem Weg nochmals unzählige Male gefragt werden, ob wir wegfahren. Und die Warteschlange am Shuttle sind gegen 12:30 Uhr noch länger geworden.
Wir haben echt keine Lust mehr, ewig zu warten und in einem überfüllten Shuttle durch den Zion Canyon zu fahren. Außerdem würden wir uns vermutlich nicht trauen, unterwegs auszusteigen, weil wir sicher ewig warten müssten, bis wir wieder einen Platz in einem anderen Shuttle bekämen. Wir waren zum Glück schon mehrfach da und im Sommer war das echt noch nie so schlimm. Mitte November 2014 konnten wir sogar noch mit dem eigenen Auto zu den Aussichtspunkten fahren und haben die schöne Herbstlandschaft und die relative Ruhe genossen. Aber zwei Tage vor Thanksgiving macht sich halt der Feiertag bemerkbar.
Wir sind froh und dankbar, dass wir diesen grandiosen Nationalpark so oft und unter deutlich besseren Bedingungen erleben konnten und auch mehrfach die wirklich atemberaubende Wanderung zum Observation Point machen konnten, die seit einem Felssturz in dieser Form nicht mehr möglich ist. Laut Auskunft einer Rangerin, die wir bei einem unserer letzten Besuche im Visitor Center gefragt haben, wird er Wanderweg auch nicht mehr freigegeben. Es gibt eine alternative Route, die jedoch nur mit einem organisierten Jeep-Transfer möglich ist. Uns hat neben dem Ausblick auf den Zion Canyon und Angel’s Landing auch immer der sehr abwechslungsreiche Aufstieg gefallen, der ebenfalls spektakuläre Ausblicke in den Canyon bietet. Aber vermutlich hätte ich diese doch ziemlich anstrengende 5-6-Stunden-Tour mit einem Höhenunterschied von 655 Metern (2.182 ft). ohnehin nicht mehr geschafft.
Springdale statt Zion
Und so verlassen wir gegen 13 Uhr den hoffnungslos überlaufenen Zion Nationalpark, in den immer noch deutlich mehr Autos raus als rein fahren. Das Shuttle, die von Springdale aus in den Park fährt, ist auch voll und bezweifeln, ob wir am Nachmittag einen Platz bekommen würden. Unser Motel liegt am Shuttle Stop 4 von 9. Wir verbringen den Nachmittag tatsächlich im Motel, obwohl das Wetter völlig überraschend noch recht sonnig und mit 51° F (10,5° C) auch noch angenehm warm geworden ist.
Mit Humor geht alles besser
Weil mit Humor alles besser geht, kaufen wir uns in einem der Souvenirshops in Springdale, den wir bequem zu Fuß erreichen können, noch ein lustiges T-Shirt. Ich poste auch gleich ein Foto auf Facebook mit dem Hinweis, dass wir niemandem einen Bären aufbinden wollen und unsere Begegnungen mit Bären immer friedlich abgelaufen sind, sowohl mit dem jungen Schwarzbären im Yellowstone Nationalpark als auch mit zahlreichen Grizzlys im Katmai Nationalpark in Alaska.